Namibia
1. Tag: Auf dem Weg nach Frankfurt zum Flieger sind wir immer noch ungläubig, ob die Reise tatsächlich klappt. Auf jeden Fall steht der Flug auf der Anzeigetafel, das Flugzeug ist da, wir können einsteigen und heben ab nach Windhoek. Nach Stunden mit Maske im Zug, im Flughafen und im Flieger schmerzen unsere Ohren von den Riemen der Maske. Egal... der Urlaub ist greifbar nah.
2. Tag: Wir landen früh in Windhoek und stehen tatsächlich in Namibia. Wirklich großartig organisiert ist das Ankommen. Wir fahren zur wunderschönen Voigtland Guestfarm und können auf dem weitläufigen Gelände die ersten Stunden entspannt genießen. Und es gibt gleich einen tollen Höhepunkt. Wir können einen Giraffen mit der Hand füttern. Was ungewöhnlich klingt ist auch ungewöhnlich und hat auch eine besondere Geschichte. Die Farm hat zum wirtschaftlichen Überleben während des Lockdowns ohne Touristen im Land 3 Giraffen gekauft und für die Namibianer ein spezielles Ausflugspaket mit Kaffee und Kuchen und eben Tierbegegnungen mit Giraffen angeboten. So kam ein wenig Geld in die Kasse und die Farmbetreiber schauten uns mit großen Augen an, dass unser Staat den Unternehmen, die keine Einnahmen hatten, einfach Steuergeld zur Verfügung gestellt hat.
3. Tag: Heute fahren wir ins Stadtzentrum von Windhoek, um bei einem Vormittagsspaziergang die koloniale Vergangenheit zu erkunden und den modernen, multikulturellen Puls der namibischen Hauptstadt zu spüren. Die Christuskirche, da Independence Memorial und ein Selfie mit Sam Nujoma, dem ersten Präsidenten Namibias stehen auf dem Programm. Außerdem loht sich der Besuch des Bahnhofs, alles ist so herrlich aus der Zeit gefallen. Da Namibia vor allem Ruhe bedeutet, verlassen wir die Großstadt und fahren gen Süden in die Namib. Die Namib ist die älteste Wüste der Welt (80 Mio. Jahre!) und ist berühmt, für ihre hohen Sanddünen, die, je nach Sonnenstand und Feuchtigkeit, ihre Farbe verändern. Unweit des weltbekannten Sossusvlei liegt inmitten dieser wunderbaren Dünenlandschaft unser Camp. Typisch für Afrika sitzen wir zum Abendessen am Lagerfeuer und genießen beim Essen die Weite und Faszination der Landschaft sowie die ganz besonderen Lichtverhältnisse.
4. Tag: Früh morgens ist das einmalige Licht- und Schattenspiel am intensivsten zu erleben. Somit fahren wir zeitig ins Herz der Namib-Wüste, zu den rotbraunen Dünen beim Sossusvlei. Ein Allrad-Shuttle bringt uns dann die letzten Kilometer bis zum Deadvlei. Dort angekommen, sind wir von der unfassbaren Größe dieser Dünen beeindruckt und wir können uns nicht vorstellen, auf diese Dünen zu steigen. Wir haben einen richtig sportlichen Guide der vorausgeht, denn derartig hohe Dünen zu besteigen, ist echt anstrengend. So anstrengend, dass zwei Mitreisende den Aufstieg kräftemäßig und einer wegen Höhenangst abbrechen musste. Wir kämpfen uns weiter den steilen Anstieg durch den Sand. Zwei Schritte vor rutscht man im losen Sand auch gleich wieder zurück. Es ist hart, aber es lohnt sich wirklich. Auf dem Dünenkamm angekommen ist der atemberaubenden Ausblick in die unendliche Sandwüste nicht in Worte zu fassen. Auf jeden Fall machen und erleben. Auch ein Erlebnis ist der Abstieg. Wir springen und rutschen die Düne herunter... ein riesiger Spaß. Unten angekommen erwartet uns die berühmte bizarre Landschaft aus trockenen Ästen abgestorbener Kameldornbäume, die in den Himmel ragen. Für Fotoliebhaber ein Muss. Bei der Rückfahrt besuchen wir den 30 Meter tiefen Sesriem-Canyon und brechen zu einer kurzen Wanderung durch die enge schattige Schlucht auf. Zurück im Camp hängen wir bei einem Gin Tonic unseren Gedanken nach. Ein Tag der uns tief beeindruckt hat.
5. Tag: Wir machen uns auf den Weg weiter nördlich nach Swakopmund an den Atlantik. Die Fahrt durch die Wüste bietet erneut tolle Eindrücke der Landschaft. Nach der langen Fahrt in Swakopmund angekommen, brechen wir zum Stadtbummel auf. Die Stadt ist schön mit ihren zahlreiche Kolonialbauten und dem Flair am Meer und sie ist "deutsch", unter anderem mit der Bismarck Apotheke, dem Hansa Hotel oder dem Friseur Gebauer. Die Schwarzwälder Kirschtorte im Café Anton haben wir trotzdem ausgelassen... wir sind ja immer noch in Afrika.
6. Tag: Den gesamte Tag nutzen wir für Erkundungen um Swakopmund. Wir beginnen mit einem sehr empfehlenswerten Ausflug in die Namib-Wüste zur Safari der Little Five. Als wir mitten in der Wüste stehen, fragen wir uns, wie wohl hier Tiere beobachtet werden können. Allerdings ist unser Reiseleiter der absolute Oberhammer und er spürt die kleinen Wüstenbewohner zielsicher auf. Wir waren erst skeptisch, ob so eine Tour spannend ist, aber wir können rückblickend sagen, dass es richtig interessant war, die faszinierende Vielfalt von kleinen Tieren in der Wüste kennenzulernen. Am Nachmittag machen wir einen Rundflug über die Namib-Wüste und die Dünen und sehen so Deadvlei aus der Vogelperspektive. Auf dem Rückweg fliegen wir die Küsten entlang zu den Schiffswracks von Conception Bay. Also Swakopmund nur zur Durchreise zu nutzen, wäre wirklich schade, weil sowohl dieses kleine Küstenstädtchen, also auch die Umgebung einiges zu bieten hat.
7. Tag: Heute sollen wir auf die Buschmänner treffen. Wir fahren zum lebenden Museum der San auf der Farm Omandumba. Hier zeigen uns San ihre uralte Kultur und wir erfahren mehr über das ursprüngliche Leben und den Spagat zwischen Brauchtum und Moderne. Die Dorf hat es sich zum Ziel gesetzt, die jahrhundertealte Tradition der San zu bewahren und deren Volk in der heutigen Zeit zu unterstützen. Wir erhalten interessante Erklärungen und tiefe Einblicke in die Kultur der San, aber auch in die aktuellen Sorgen der Volksgruppe. Wir hören auch zum ersten mal die Klicksprache der Buschmänner. Als wir wieder im Safaritruck sitzen, sind wir noch lange in uns gekehrt zur Verarbeitung der Eindrücke. Wir kommen am Abend in Uis an. Das Brandbergmassiv, mit Namibias höchstem Gipfel, schimmert im schönen Abendlicht am Horizont. Was für ein Tag.
8. Tag: In unserer Unterkunft, im Uis Gästehaus, leihen wir uns nach dem Frühstück die Fatbikes aus und fahren mit unserem Reiseleiter in die Umgebung. Zur unserer Überraschung fahren wir plötzlich über ein etwas größere Ebene, die sich als Uis International Flughafen herausstellt. Wir sind also gerade zufällig über die Start- und Landebahn mit dem Fahrrad gefahren und finden das "Terminal" in einer winzigen, verschlossenen Baracke vor. Vermutlich hat uns niemand die Sicherheitsverletzung des Flughafen während unsere Radtour auf der Sand-/Kies Piste übel genommen. Nach dem Mittag wartet ein absolutes Highlight der Reise... eine Pirschfahrt im Allradfahrzeug, auf der Suche nach den in Namibia heimischen Wüstenelefanten. Die Population zieht auf einer Fläche so groß wie Niedersachsen durch das Gebiet zwischen Huab- und Ugab-Trockenfluss. Diese Safaritour muss man unbedingt erleben.
9. Tag: Wir brechen wieder auf. Karg erscheint das Land, rostrot flimmern die Berge und reflektieren die Hitze. Auf einmal erscheint Twyfelfontein mit seinen über 2500 Felsgravuren und Felsmalereien, das als eines der größten Kunstwerke des südlichen Afrikas gilt. Während einer Wanderung können zu dem die kreuz und quer liegen die Baumstämme im Versteinerten Wald besucht werden. Jahrmillionen alt und daher ein echter Hingucker. Ein Blick hinter die Kulissen verspricht das in der Nähe liegende "Lebende Museum" der Damara, das erste traditionelle Damara-Projekt in Namibia und das einzige seiner Art. Nirgendwo anders hat man die Möglichkeit, in dieser Form etwas über die traditionelle Kultur der Damara zu erfahren. Zusammen mit den Buschleuten gelten die Damara als die "Ureinwohner" Namibias. Nach einem weiteren Tag voller Eindrücke erreichen wir auf einem riesigen Farmgelände die Vingerklip Lodge. Versucht auf jeden Fall dort zu übernachten, da es die Möglichkeit gibt, das Abendessen in luftiger Höhe auf dem Plateau der Lodge im Eagles Nest zu genießen. Der Blick und die Stimmung während des Sonnenuntergangs können wir nicht in passende Worte fassen. Das muss auf die Bucket Liste.
10. Tag: Weiter geht die Fahrt durch die wildromantische Landschaft des Damaralandes mit afrikanischer Savanne, sandigen Trockenflüssen und imposanten Granitfelsen nördlich von Khorixas. Heute lernen wir intensiver die Himba und Herero kennen. Die Himba wanderten als Vorfahren vor einigen Jahrhunderten aus dem heutigen Botswana nach Namibia ein. Durch die Missionierung haben sich im Verlauf die Herero eher "westlich beeinflussen" lassen und sich mit der heutigen, immer noch typische, Hererotracht bekleidet. Die Himba tragen traditionell keine westliche Kleidung und sind größtenteils nackt. Bei den Frauen, gelten übrigens die Fußknöchel als erogene Zonen und werden daher bedeckt, für die Brust gilt das nicht. Weitere spannende und kuriose Fakten gibt es in der Wissensecke.

Die Hererofrauen fallen durch ihren besonderen, viktorianisch geprägten, Kleidungsstil auf. Sie tragen diese Kleider nicht als Kostüm für Touristen, sondern mit Stolz auf ihre Kultur als Alltagskleidung. Ihr besonderes Aussehen nutzen die Hereros natürlich auch aus. Ohne eine bunte Puppe mit Hererotracht zu kaufen, darf kein Foto gemacht werden. Kurioser Fakt zu den Hüten mit den Hörnern... damit die kunstvoll gebundenen Hüte und Hörner auch gut aussehen, wird mit Zeitungspapier ausgestopft. Im Gegensatz zu den Herero pflegen die Himbas ihre alten Gepflogenheiten. Die Kleidung ist nur ein Lendenschurz, die Haut wird zum Schutz mit einer rotbraunen Fett-Ocker Mischung eingerieben, die Haartracht ist außergwöhnlich und die Frauen haben eine herausgehobene Stellung im Stamm. Übrigens wird sich aufgrund der Trockenheit sehr selten gewaschen. "Geduscht" wird im Rauch aus verbrannten Kräutern und Holz. Und wie schon im Text erwähnt, die Fußknöchel einer Frau wird man nicht zu Gesicht bekommen, da diese die erogenen Zonen der Himba Frauen sind.
11. Tag: Wir sind am Vorabend im Etosha Gebiet angekommen und haben heute den ganzen Tag Zeit, das Wildschutzgebiet auf der Suche nach Löwen, Elefanten, dem Eland (der größten Antilope), dem Damara-Dikdik (der kleinsten Antilope), Giraffen und weiteren Tieren zu durchstreifen. Unterwegs sind wir auch im Herzstück des Parks, der riesigen weiten Etosha Salzpfanne. Die Tiere in freier Wildbahn zu erleben ist immer wieder etwas ganz Besonderes und wir genießen den Augenblick und das Gefühl, mitten in Afrika zu sein.
12. Tag: Auch an diesem Tag erleben wir erneut Tierbeobachtungsfahrten im offenen Allradfahrzeug durch den Etosha-Nationalpark. "Der große weite Ort des trockenen Wassers" gehört zu den größten Schutzgebieten weltweit und hat durchaus eine gute Tierdichte. Anders als beispielsweise in der Serengeti oder im Hwange NP dürfen hier nicht die Fahrpisten verlassen werden, so dass die Beobachtungen ein sehr gutes Fernglas und Teleobjektiv erforderlich machen.
13. Tag: Es geht weiter nach Waterberg, trauriges Kapitel deutscher Kolonialgeschichte und Schicksalsberg der Herero. Anschließend kommen wir in der Waterberg Wilderness Lodge an, die sich wie eine Oase am Rande der Kalahari erhebt. Am Nachmittag erleben wir die ersten Tiere im eigenen Wildreservat und haben die Möglichkeit auf einer Safari zu Fuß die seltenen und von einem Ranger bewachten Nashörner sehen zu können. Auf wenige Meter diesen Tieren zu begegnen ist ein sehr besonderes Gefühl.
14. Tag: Heute geht es zu AfriCat. Diese Stiftung hat sich der Rettung der Raubkatzen verschrieben. Wir fahren im Allradfahrzeug zum Informationszentrum. Hier erhalten wir eine ausführliche Einweisung und einen Blick hinter die Kulissen der Arbeit und Rehabilitation der bedrohten Geparden und anderer Wildkatzen wie Wüstenluchse, Wildhunde und Hyänen. Es bieten sich zahlreiche Fotomotive. So langsam sind wir wieder zurück in der Region Windhoek. Ein letztes mal übernachten wir in Afrika in der traumhaften Eningu Lodge. Einen letzten kulinarischen Genuss Namibias nehmen Sie im hauseigenen Restaurant ein und würden am liebsten bleiben.
15. Tag: Die letzten Stunden in Namibia verbringen wir auf der Lodge, wandern über das Farmgelände und versuchen unsere Eindrücke zu der letzten Tage zu verarbeiten. Letztlich heißt es dann Koffer packen, denn am nächsten Morgen geht es zum Flieger und die FP2 Maske mussten wir aus der hintersten Ecke im Koffer wieder hervorkramen.